Tapeten

Unter dem Oberbegriff Tapete wird eine Wandverkleidung zum Verzieren, Verschönern oder Schmücken verstanden, die sich in den letzten Jahrhunderten in seiner Materialbeschaffenheit und Form erheblich verändert hat. Bei Tapeten handelt es sich um Materialien, welche mittels Klebstoff an der Wand befestigt werden. Meist bestehen dieses aus Zellulose, Textil, Velour oder einer Kombination daraus, wie zum Beispiel die Vliestapeten. Bildtapete und Fototapeten werden immer beliebter, denn viele Menschen lassen sich ihr liebstes Urlaubsmotiv auf einer Bildtapete verewigen oder schmücken sich ihr Heim mit Fototapeten der unterschiedlichsten Art.

Dabei diente die Wandverkleidung seit jeher zur Zierde der Wohnung und der Selbstdarstellung einzelner Personen, Jagdszenen oder das allgemeine Leben wurde in Szenen dargestellt und diente der didaktischen Erziehung. Tapete verbreitet bei den Menschen heutzutage das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, dient aber auch dem Zweck der Repräsentation. In grauer Vorzeit jedoch hatten diese Wandverkleidungen neben der schmückenden Wirkung für den Haushalt auch noch die Funktion der Isolierung oder Wärmedämmung der zugigen Burgen. Außerdem verbesserten die Wandbehänge damals die Akustik und verbesserten das Raumklima der großen hohen Räume in der Burg. Mit der Zeit verloren diese mehr nützlichen Aspekte ihre Gewichtung und wurden durch helle Farben der Tapeten und durch blumige Motive der Bordüren zur Zierde der reichen Bürger, Monarchen und Fürsten. Damit wurde Macht und Wohlstand symbolisiert.

Während die Römer und Griechen ihre Wände mit Malereien und oppulenten Bordüren verzierten, schmückten die Monarchen im 9. Jahrhundert ihre Burgen und Schlösser mit edlen, teuren und schweren Wandteppichen, den Gobelins. Diese waren sehr kostbar und wurden bei jeder Reise von Schloss zu Schloss mitgenommen. Ab dem 11. Jahrhundert gewannen edle, mit Gold und Silber verzierte Ledertapeten immer mehr an Bedeutung, welche angeblich von den Mauren eingeführt wurden. Die von den Gerbern benutzten Fälle stammten von Ziegen, Kälbern und Hammeln und wurden nach der Bearbeitung mit kunstvollen Motiven bemalt oder bedruckt. Im 15. Jahrhundert gab es im Mitteleuropäischen Raum bereits einige Versuche mit Pergamentpapier die Räume zu verkleiden. Im Cambridge Christ`s College wurde eine schwarz-weiße Tapete mit bedruckter Rückseite gefunden, die aus ausgemusterten Dokumenten bestand.

Im 16. Jahrhundert gelangten die ersten Papiertapeten aus Asien mittels der Ostindischen Handelskompanie nach Europa. Die handbemalten Tapeten waren mit traditionellen Motiven versehen und sorgten für großes Aufsehen in den europäischen Adelshäusern. Bald darauf begannen England und Frankreich mit der Herstellung eigener Tapete. Um 1586 gab es den ersten deutschen Papiertapetenmacher, der die Tapete noch aufwendig von Hand bedruckte. Diese Art des Druckverfahrens wurde um 1750 abgelöst und näherte sich dem technisch ausgefeiltem Stoffdruck an. Jedoch schlug der Versuch fehl, die Papiertapete mit gravierten Kupferwalzen zu bedrucken und somit wurde die Druckerfarbe mit Holzmodulen auf das Papier übertragen. So wie einst die Papiertapete die Ledertapete abgelöst hat, begann nun im 19. Jahrhundert ein neues Zeitalter. Die neu erfundenen Druckermaschinen von Nicolas-Louis Robert 1799 ermöglichten die Massenanfertigung von Tapeten für die Bürger. Eine neue Kultur der Innenarchitektur entstand, die den Künstlern gleichgestellt wurde.

Eine der bedeutendsten Tapetenfabriken im mitteleuropäischen Raum war die Manufaktur von Zuber&Cie, welche 1797 in Rixheim ansässig wurde. Zuber stellte außerordentliche Fototapeten her, welche selbst König Luis Philippe so beeindruckten, dass er die Tapetenmanufaktur im Jahre 1834 in die Ehrenlegion aufnahm. Die von Zuber verwendeten Motive waren Szenen aus dem Alltag des Adels. Diese Zeitgenössische Bildtapete zeigte aber nicht nur Szenen aus Amerika oder Kriegerische Begebenheiten der Franzosen, wie zum Beispiel in Ägypten, sondern erlaubte sich auch mit romantischen Bildern und reizenden Blumenarrangements zu experimentieren, sowie Phantastisches der griechischen Mythologie oder Chinesische Motive aufzugreifen. Außerdem verstand sich der Meister hervorragend auf aufwendige Bordüren, die reich verziert und kostbar waren. Landschaften, Arabesken und einfache Muster rundeten das Sortiment in dieser Zeit ab. Die Motive gestalteten sich nach Geschmack der jeweiligen Zeit und wurden individuell hergestellt. Dabei dominierten im Zeitalter des Barock und des Rokoko die floralen Muster, sowie Vasen und Schnörkel, welche im Biedermeier durch Landschaften auf riesigen Panoramatapeten abgelöst wurden. Beliebt zu jeder Zeit waren jedoch Blumen, Streifen und geometrische Muster.

Im Zeitalter der digitalen Bildbearbeitung ist die Herstellung von Fototapeten, die als Motiv meist ein Foto von üppigen Landschaften oder dem karibischen Urlaubsparadies aufweist, kein Problem mehr. Ist diese doch durch moderne Drucktechnik der Bildtapete aus dem 18. Jahrhundert klar im Vorteil und durch die Auswahl an unterschiedlichen Materialien selbst für den Heimwerker einfach an die Wand zu bringen.
Dabei gibt es heute besonders viele qualitative Unterschiede. Die Massenproduktion macht es möglich, schnell und günstig, aber weniger qualitativ hochwertig zu produzieren. Die einfachen Papiertapeten sind nicht lang haltbar und vergänglich. Diese Tapeten eignen sich hervorragend zum schnellen Tapetenwechsel, sind aber nicht strapazierfähig genug, um der Ewigkeit zu trotzen, wie es mancher Wandbehang aus den letzten Jahrhunderten getan hat. Wer eine hochwertige Tapete sucht, sollte mit Vliestapeten arbeiten, denn sie ist eine edle Zellulose-Textil-Kombination, die sich leicht verarbeiten lässt, besonders robust und dazu noch schwer entflammbar ist. Der neuste Clou in Sachen Wandbekleidung sind die sogenannten Wandsticker bzw. Wandtattoos, welche wie Tätowierungen an die Wand geklebt werden.

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